29. März 2024 Timo Hörske - persönlicher Blog

Murphys Gesetz gilt auch für Extrasolarner

Der Extrasolarner #842058 hatte einen anstrengenden Tag vor sich, soviel war ihm schon klar als der Photonenwecker ihn am Morgen lange vor Sonnenuntergang weckte. Praktisch waren diese kleinen Apparaturen schon. So ein kleiner Photonenstrahl direkt auf die Stirn und er war garantiert wach.

Nummer #842058 für seine Freunde nur N°58 hasste es im Dunklen zu arbeiten. Die Begebenheiten seiner Heimatgalaxie ließ jedoch nichts Anderes zu. Wollte man im Hellen arbeiten, brauchte man einen Strahlenschutzanzug. Photonen vertrug er zum Wachwerden, aber den ganzen Tag ausgesetzt, machten sie Ihm höllische Kopfschmerzen, wie fast allen Extrasolarnern der Gruppe #8420.

Als N°58 an diesem Tage die Augen aufschlug war er verwundert, es war in seinem Schlafzimmer deutlich dunkler als es hätte sein sollen. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihm warum. Er hatte verschlafen. Mit einem Schreck, der sich gewaschen hatte, schoss er hoch und überlegte wie die verlorene Zeit aufzuholen sei.

Er schnappte sich seinen Nachwuchs und verfrachtete ihn in seinen Raumgleiter. Dann musste der Kleine halt auf dem Weg zur Arbeit über der Schule abgeworfen werden. Groß genug war er dafür ja, dachte sich N°58 und fluchte innerlich für diesen Gedanken.

Noch Schlaftrunken schlug er mit der flachen Hand auf das Steuerpult und wartete auf die nette Stimme der Fahrautomatik. Nichts passierte. ” Gut, es tut mir leid, dass ich so grob war.” rief er aus in der Hoffnung die Technik, seines in die Jahre gekommenen Gefährtes, wäre ihm dann wohlgesonnener. N°58 legt die Hand beim zweiten Mal vorsichtiger auf den Handscanner. Es ertönte ein leises Summen und ein Laserstrahl tastete die Unterseite seiner Hand ab.

Der Fusionsantrieb erwachte mit einem Gurgeln zum Leben. Dieses Blubbern der Leitungen waren auch am Steuerpult im Cockpit zu hören und löste beim gestressten Vater keinerlei Beruhigung aus. Eher im Gegenteil. “Das darf doch nicht wahr sein!” fluchte er so laut das der Nachwuchs regelrecht auf seinem Sitz zusammenzuckte. So schnell er konnte nahm N°58 die Hand vom Scanner, die Maschine erstarb in Sekundenbruchteil. Gerade noch rechtzeitig dachte er.

Die Geräusche den der Fusionsantrieb beim Start gemacht hatte, konnte nur eines bedeuten: Er hatte falsch getankt. Schon wieder Wasserstoff und Stickstoff verwechselt. Einen Augenblick länger und der ganze Raumgleiter hätte das Zeitliche gesegnet.

Irgendwie lief es für unseren Extrasolarner heute nicht wirklich gut. Er packte seinen Jüngsten am Schopf und verfrachtete ihn schnell in den wesentlich Neuerern und besser gepflegten Hyperraumjumper seiner Frau. Auch wenn seine Frau dieses rosa, an ein Motorrad mit Kuppel erinnernde Gefährt liebte, ihm war es peinlich damit gesehen zu werden. “Es hilft ja nichts.” stammelte N°58 nur leise zu seinem Sohn, als dieser Ihn fragend ansah.

Nach Weiteren, ins Nichts gesagten, Flüchen und Verwünschungen gegen sich selbst ging es endlich los. Die beiden Gefährten, der Vater und sein Sohn, schwiegen während Reise durch den Hyperraum. Sie hatten sich selten etwas Wichtiges zu sagen. N° 58 hatte Zeit aufzuholen und musste sich beeilen seinen Sohn zur Schule zu bringen.

Seine Frau hatte eine dieser sündhaft teuren Privatschulen für Ihren gemeinsamen Sohn ausgesucht. Eine der Einrichtungen, die auf einem der Monde rund um ihren Heimatplaneten zu finden war. Deren Werbeprospekte versprachen die besten Ergebnisse, da die jungen Heranwachsenden von sämtlichen Ablenkungen abgeschirmt waren und nicht wirklich fliehen konnten. Denn dazu waren die Monde, dann doch zu klein. N°58 waren diese Argumente immer schon egal gewesen, für ihn hieß es nur einen Umweg zu fliegen um seinen Sohn abzusetzen.

Sie sollten jetzt über den richtigen Mond angekommen sein, also sagte er seinem Sohn: “Hab einen schönen Tag.” und drückte schon auf den Kopf für das Absetzen der kleinen Raumkapsel bevor sein Sohn antworten konnte. Es gab einen leichten Flop, gefolgt von einem kurzen Zischen. Ein weiterer Punkt auf seiner langen Tagesordnung konnte abgehakt werden. Mit deutlich besserer Laune schaltete er das Radio im Hyperjumper seiner Frau an. Doch was er hörte brachte seine Laune gleich wieder auf den Stand den er am Anfang des Tages gehabt hatte. “Ich hasse Schnulzen!” rief er laut aus und schaltete mit Wut das Radio wieder aus. Durch den Schlag auf das Armaturenbrett wackelte der Bildschirm, welche den rückwärtigen Teil des Raumfahrzeuges zeigte.

N°58 betrachtete das Bild und fühlte sich unwohl, wusste jedoch nicht was an dem Bild falsch war. Für weitere Gedanken hatte er keine Zeit. Schnell den Hyperantrieb voll aufdrehen, dann könnte er es noch rechtzeitig zur Arbeit schaffen.

Ein erleichtertes “Geschafft.” Entfuhr ihm als er angekommen war. Er schaute in sein Gefährt und überprüfte seine Arbeitssachen, da fiel es ihm ein was komisch gewesen war als er seinen Nachwuchs abgeworfen hatte. Ein grüner Mond war es gewesen, kein Roter. Nach dem er verschlafen hatte und dem falsch betankten Raumgleiter, hatte er seinen Sohn zu seinem Ärger bei der falschen Privatschule abgegeben. Er hasste diesen Tag noch ein bisschen mehr. Ändern konnte er es jetzt nicht mehr und musste daran denken ihn nachher auch vom richtigen Mond wiederabzuholen. Bis dahin musste der Jüngste der Familie bleiben, wo er war.

Auf seiner Arbeit wurde es nicht besser mit den unglücklichen Fügungen dieses Tages. N° 58 war Bergarbeiter und in der Mine tätig. Er war zuständig für das Absprengen neuer Gebiete mit einer Laserimpulskanone. Ein toller Job um seine Aggressionen loszuwerden, wenn man den ganzen Tag massive Felsen pulverisieren konnte. Nicht so heute.

Unser Extrasolarner hatte eine Lieblingsmaschine, diese war schon durch den gries bärtigen #842056 belegt. Dieser, zwei Minuten vor ihm Geborene, hatte in seinem Leben schon immer mehr Glück gehabt als N°58. Die hübschere Partnerin geheiratet, die schöneren Nachkommen gezeugt und in der Hierarchie der Firma deutlich höher angesiedelt. Da konnte er machen was er wollte, er musste eine andere Maschine nehmen. Gesagt, getan, doch die Wahl war nach hinten losgegangen im wahrsten Sinne des Wortes. Schon nach dem ersten Schuss ging der Laser mit einem lauten Knall in Rauch auf und schleuderte unseren Pechvogel aus der Maschine. Er landete 50 Meter weiter in Schutt und Geröll, von oben bis unten mit Ruß bedeckt.

Nach einem kurzen Besuch auf der Krankenstation wurde er nach Hause geschickt, heute würde er kein Geld nach Hause bringen. Dann musste er eben gleich seinen Sohn abholen.

An der „falschen“ Privatschule angekommen, durfte er sich von dessen Reaktor auch noch eine Standpauke anhören, was für ein verantwortungsloser Erzeuger er sei. N°58 wusste aber nur zu genau, dass der Anschiss seiner Frau um Einiges schlimmer ausfallen würde. Dass sie es erfahren hatte, wurde ihm spätestens in dem Moment klar, als er erfuhr, dass sein Sohn bereits abgeholt worden war.

Nach einem kleinen Umweg durch die benachbarte Galaxie, schlich er nach Hause in der Erwartung auf die Dinge, die ihn dort erwarten würden. Noch war es still und niemand daheim also setzte er sich auf seinen Lieblingssessel für ein paar letzte Minuten der Ruhe, der kaum das er sich gesetzt unter ihm zusammenbrauch.

Dann wachte #842058 schweißgebadet auf, pünktlich geweckt durch seinen Photonenwecker…

Nach Murphys Gesetz gilt: “Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.” und geht davon aus,  wenn die Grundannahme eines Menschen ist, dass es etwas schiefgeht nicht selten weitere Ereignisse eintreffen, die diesen Eindruck noch unterstützen. Verschiedene Gründe werden dafür angenommen, u.a. unkontrollierbare Handlungen der Mitmenschen, unbewusste Sabotageakte unseres Gehirns, den eigenen, unbändigen Willen unseres Körpers oder die Tücke des Objekts. Unter Umständen könnten alle Faktoren zusammen die „Katastrophe“ herbeiführen. ((Seite „Murphys Gesetz“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. März 2016, 22:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Murphys_Gesetz&oldid=152153788 (Abgerufen: 22. März 2016, 16:01 UTC) ))

Weitere Kurzgeschichten von mir findet ihr hier.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.